Quotes on nursing – Nachlese

Ich bin ein wenig überwältigt. Als ich vor ein paar Tagen das Video „Quotes on nursing“ hochlud, hätte ich nicht mit dieser Resonanz gerechnet. Über 1000 Views innerhalb von 24 Stunden! – ja, das ist für meine mickrige Reichweite ein kleines Highlight.

Ich hatte ja schon die Befürchtung, dass das Thema doch ein wenig zu spezifisch für meinen Kanal ist. Andererseits las ich hier ja auch ein paar sehr polarisierende Beiträge vor und die Pflege-Szene ist mittlerweile auch immer mehr in den Sozialen Medien vertreten (Stichwort: #Pflegestreik). Außerdem genießt Pflege innerhalb der Bevölkerung ein besseres Image, als das Video dies vermuten lässt (was statistisch belegt ist)

Ich glaube durchaus, dass den meisten bewusst ist, wie wichtig dieser Beruf ist und dass wir uns der Frage stellen müssen, wie wir in Zeiten des medizinischen Fortschritts eben auch der Frage stellen müssen, wie wir Menschen mit diversen Krankheiten und Behinderungen versorgen wollen. Schon jetzt nehmen Familienangehörige ein großes Armutsrisiko auf sich, weil sie einen Angehörigen versorgen. Andere greifen auf die sog. „Polin“ zurück, also einer Frau aus den anliegenden Ostblockländern, die sich zu Hause rund um die Uhr um einen Pflegebedürftigen kümmern – und dieses rund um die Uhr kann dabei wörtlich genommen werden.

Natürlich wird der Berufsstand Pflege seinen großen Teil leisten müssen und sich aus dem veralteten altruistischen Weltbild emanzipieren müssen. Aber auch, wer nicht in diesem Beruf arbeitet, kann die Pflege unterstützen, in dem man sein Umfeld vielleicht auf falsche Darstellungen hinweist oder selbst Initiativen wie die Gründung von Berufskammern für die Pflege, die die Pflege ein ganzes Stück selbstbestimmter machen könnte, zu unterstützen und zu verbreiten.

Ich weiß natürlich, dass wir alle viel zu tun haben und gerade das Internet uns gerne von den wichtigen Dingen des Lebens ablenkt, dennoch bin ich dankbar für jeden, der auch diese Bereiche in seinen Möglichkeiten unterstützt und verbessert.

Neidisch auf die Kids

Gestern waren wieder Videodays. Für einen alten Hasen wie immer unvorstellbar groß aufgezogen. Daneben wirkt der Videoday 2011 (mein erster), bei dem sich über tausend Leute in einem Saal des Messezentrums trafen, mickrig.

Mittlerweile findet der Videoday zweimal im Jahr statt und ist eigentlich ein riesiges Fantreffen mit einer großen Showbühne. War YouTube vor einigen Jahren noch das Hobby einiger Verrückter, traf man gestern auf dem Gelände überwiegend Jugendliche und junge Erwachsene. Man musste sich während der Show nicht vor der Bühne aufhalten, um abzuschätzen, welche Altersgruppe dort ihre Stars feiert.

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Ein wenig neidisch bin ich ja schon. Meine Teenagerzeit fand um die Jahrtausendwende statt. Damals gab es Boybands und die ersten Casting-Stars. Autogramme erwarb man am besten mit einem frankierten Rückumschlag. Konzerte und Autogrammstunden mussten in der Nähe stattfinden und selbst dann brauchte man Eltern, die es einem erlaubten, hinbrachten und/oder begleiteten. Zeitschriften wie Bravo waren damals eine Notwendigkeit, wenn man Neuigkeiten über seine Stars und Idole erfahren wollte. Sie waren vor allem so furchtbar unerreichbar.

Heutzutage kann man durch das Internet mit ihnen in Kontakt treten. Mit etwas Glück retweeten oder antworten sie einem. Es werden auf Veranstaltungen große Autogrammstunden veranstaltet. Und sie erzählen einem von ihrem Leben und geben einem das Gefühl, dass man ihnen nah ist.

Abgesehen davon, hat man mittlerweile viel mehr Möglichkeiten sich mit Film und Videobearbeitung zu befassen und sie zu erlernen. Diese Chance hatte ich damals nicht. Mein Vater hat mir mit 8 Jahren seine Kompaktkamera vermacht, die war damals ca. zehn Jahre alt. Ich lernte den Umgang mit ihr und wie man den Film wechselt. Ich interessierte mich für Fotografie, aber ich hatte niemanden in meinem Umfeld, der mir das näher bringen konnte. Die Bücher, die es in der Bücherei dazu gab, waren für mich damals sehr kompliziert. An meiner Schule gab es weder Foto- noch Film-AGs. Und nach einigen fehlgeschlagenen Experimenten, beließ ich es beim Knipsen.

Heute hat jedes Telefon eine voll funktionsfähige Kamera, jeder hat Internetanschluss und kann sich das Tutorial suchen, das er am besten versteht. Natürlich hält mich prinzipiell nichts davon ab, mich jetzt stärker mit diesen Dingen auseinander zu setzen. Aber man arbeitet, man studiert, man versucht dabei irgendwie ein Leben aufrecht zu erhalten. Außerdem lässt sich der Vorsprung den andere, deutlich jüngere haben, nur schwer aufholen.

Womöglich liegt es an dieser rasanten Entwicklung, dass ich mit noch nicht mal 30 gerne etwas jünger wäre, um die Möglichkeiten zu haben, die die „Kids“ mittlerweile haben.

Familien in Gefahr? – Nachlese

Eine Woche ist es her, als ich das Video „Familien in Gefahr“ veröffentlicht habe. Ich hatte alle Prüfungen bei denen ich irgendwie präsent sein musste abgeleistet und ich hatte ein freies Wochenende. Nichts konnte mich aufhalten.

Dieses Thema brannte mir schon lange unter den Nägeln. Mich stört schon seit Jahren, dass zwar immer großspurig die hohe Bedeutung der Familie hochgehalten wird, sogar als Begründung gegen die Eheöffnung für gleichgeschlechtliche Paare herhalten muss. Doch bei näherer Betrachtung sind aber scheinbar nur die Familien von Bedeutung, die aus einem Vater, einer Mutter und ihren Kindern bestehen und gleichzeitig auf keinerlei Hilfe vom Staat angewiesen sind. Die mit nur einem Gehalt klar kommen oder zumindest auf private oder familiäre Betreuungsmöglichkeiten zurückgreifen können, ohne dabei dem Staat in irgendeiner Form zur Last zu fallen. Hinzu kommt, dass diejenigen, die Politik machen, nur eine Variante von Familie kennen (wollen). Franz Josef Wagner lieferte kürzlich ein famoses Paradebeispiel dazu ab (ich weigere mich diesen Beitrag zu verlinken!).

Aber Familie gestaltet sich nun mal sehr unterschiedlich, schon allein weil das Leben nicht geradlinig und schon gar nicht planbar verläuft. Und dennoch wird Familie so behandelt, als ginge kein Weg am „klassischen“ Familienmodell vorbei. Und damit wird das Leben vor allem denjenigen schwer gemacht, die diesem Bild nicht entsprechen – und die wenigsten haben sich diese Situation ausgesucht, sondern sind viel mehr reingeschlittert. Die Leidtragenden sind diejenigen, die Kinder groß ziehen und damit auch die Kinder selbst.

Ich möchte mich nicht dafür aussprechen, Familie nur und ausschließlich an vorhandenen Kindern zu messen, aber den Kindern zuliebe, sollte man bei familienpolitischen Entscheidungen wenigstens bei ihnen anfangen – unabhängig davon, in welchem Familienmodell sie aufwachsen. Unabhängig davon, ob sie bei beiden Eltern, nur bei einem Elternteil oder im Patchwork aufwachsen. Und vor allem unabhängig davon, welches Geschlecht die Eltern haben.

Weiterhin haben wir über die Akzeptanz verschiedener Familienmodelle hinaus noch ganz andere Baustellen in der Familienpolitik, da sei hier wiederholt die Situation der Hebammen erwähnt. Dieses Thema wird leider im Tagesgespräch sehr stiefmütterlich behandelt, obwohl hier Geburtshelferinnen ins Aus gedrängt werden (hier sind überwiegend Frauen betroffen, aber das ist bestimmt nur Zufall), werdende Eltern in einer sehr elementaren Lebenssituation immer mehr auf sich allein gestellt sind, während wir gleichzeitig seit Jahren unsere niedrige Geburtenrate beklagen.

Familienpolitik muss an mehreren Fronten geführt werden und kann nicht allein auf den Ausschluss gleichgeschlechtlicher Paare und das Trinken von Smoothies reduziert werden. Cheers!