Mein Name ist Beatrice. Ich bin vor vielen Jahren als mauerunkraut ins Neuland gezogen. Den Namen habe ich aus einem Peanuts-Comic. Sehr wahrscheinlich kennst du mich durch Twitter (@mauerunkraut).
Ich bin gebürtige Bayerin, musste aber meine Heimat wegen meines Lebensstils (Vegetarismus) verlassen und lebe, liebe und studiere nun im Kölsche Exil.
Dieses Blog war mal eine Ergänzung zu meinem YouTube-Chanel, bis ich festgestellt habe, dass Schreiben sehr viel einfacher ist, als Videos zu produzieren. Seitdem schreibe ich hier über meine Gedanken zu den Themen Internet, Gesellschaft, Pflege und Sachen.
Ich freue mich sehr über Austausch und Diskussionen, wozu ihr herzlich eingeladen seid.
Hervorragender Beitrag zur Pflege in jetzt.de
Vielen Dank
Aber hört uns jemand zu?
Hallo Jörg!
Dieser Artikel hat an diesem Wochenende sehr viel Aufmerksamkeit bekommen, daher glaube ich auch, dass man uns zuhört. Wir, die Pflege müssen nur einen Weg finden uns Gehör zu verschaffen und unsere Möglichkeiten nutzen, das Gesundheitswesen mitzugestalten.
Hallo Beatrice, ich habe Ihren text zur Pflege gelesen und find ihn super. Abgesehen davon, dass ich nicht verstehen kann wie man Vegetarierin werden kann und deshalb nach Köln ziehen, haben Sie vieles genau auf den Punkt gebracht und auch genau alle Punkte getroffen. Ich leite seit 11 Jahren eine geriatrische Rehabilitationsklinik und engagiere mich in der SPD im Gesundheitsbereich. Aus meiner Erfahrung als Arbeitgeber (habe aber zu Zeiten als junge Ärzte noch Arbeitslos waren selbst länger in der Pflege gesrbeitet) kann ich nur zu 100% bestätigen, dass zu allen Zeiten auch in der „Altenpflege“, die ohnehin gar nie hätte als primitivere Pflegeform abgetrennt werden dürfen, Kompetenz und Fachwissen notwendig waren und sind. Die leider in den 80ern und 90ern auch von linksliberalen und gewerkschaftlichen Kräften betriebene Verprimitvisierung der Pflege im Sinne „Waschen und Füttern mit Empathie“ war grundfalsch. Es ist übrigens auch so, dass sich die Gesamtbelastung auf einer Station deutlich reduziert je intelligenter und besser ausgebildet das Pflegeteam ist, weil es seine Arbeitsabläufe viel besser organisieren und strukturieren kann. Damit sind auch die Patienten höherwertig versorgt und in besserem AZ, was wiederum die Arbeitsbelastung senkt. Ich will nicht die alten Zeiten beschwören und was ich jetzt schreibe ist politisch unkorrekt, aber als Krankenschwestern in der Regel noch junge Frauen mit Abitur aus bürgerlichem Haus waren, die wegen des Gendergaps nicht Medizin studierten, es aber von der Intelligenz und Lernfähigkeit locker gekonnt hätten, war die Pflege auf Spitzenniveau im Vergleich zu jetzt.
Natürlich will die Politik inklusive z. B. der SPD nahen Awo gar keine medizinisch fitten Pflegefachkräfte, weil man dann zugeben müsste, dass das Gesundheitssystem in den nächsten 30 Jahren einfach doch viel mehr Geld benötigt, als man zugeben will. Ich kämpfe für das was Sie gefordert haben.
Univ. Prof. Dr. med Nikolaus Netzer
Hallo Nikolaus!
Vielen Dank für den wichtigen Hinweis auf die Reduzierung der Gesamtbelastung!
Halle Beatrice,
danke für deinen gut recherchierten Artikel, der die aktuelle Lage ziemlich gut zusammen fasst. Ich selbst bin gelernter Gesundheits- und Krankenpfleger, und habe meinen Beruf stets mit Stolz und Demut (vor den hilfe- und pflegebedürftigen Personen) ausgeführt.
Dabei war ich in unterschiedlichen Rollen und Funktionen einer Klinik tätig (Pflegepraxis, Projektmanagement, Stationsleitung), die mich inhaltlich vollständig ausgefüllt haben. Die aktuellen Rahmenbedingungen haben mich jedoch dazu bewegt die Berufspraxis zu verlassen, und einen akademischen Weg einzuschlagen. Dabei war es stets meine Überzeugung, dass die Pflegepraxis durch eine Abwanderung zugunsten eines Studiums eher schlechter als besser wird. Der Abschied aus der Berufspraxis fiel mir also relativ schwer. Im Nachhinein stellte sich dies jedoch als sehr gute Entscheidung heraus, denn die Erfahrungen die ich dadurch gewinnen konnte sind für mich unbezahlbar. Insbesondere der Einblick in andere Arbeitswelten hat mir das ganze Ausmaß des Wahnsinns in der Pflegepraxis verdeutlicht. Zudem weiß ich nun wieder was es heißt ein Leben außerhalb der Klinik zu haben.
Trotzdem bleibt es für mich ist es der schönste Beruf der Welt, zumindestens vom Berufsbild her. Denn anders als in der Medizin geht es in der Pflege nicht darum eine Erkrankung zu diagnostizieren und zu therapieren. Es geht vielmehr darum Menschen bei denjenigen Lebensprozessen zu unterstützen, die sie durch Einschränkungen in der funktionalen Gesundheit (welche in der Regel aus Erkrankungen resultieren), nicht mehr vollständig bzw. selbstständig handhaben können. Das Spektrum, welches in Folge von funktionalen Gesundheitseinschränkungen betroffen sein kann, kann sich über das gesamte menschliche Leben erstrecken. Das Profil pflegerischer Aufgaben bewegt sich daher von der Somatik über die Kognition bis hin zur sozialen Teilhabe. Die Zielgruppe umfasst dabei Kinder, Erwachsene und Alte. Pflegerische Berufe sind somit von ihrem Wesen her keine Hilfsberufe der Medizin, vielmehr stellt die pflegerische Handlungsperspektive, gemeinsam mit anderen Gesundheitsfachberufen, eine Ergänzung zur medizinischen Handlungsperspektive dar. Beispiel Schmerzen: Während die medizinische Handlungsperspektive auf die Behebung der Ursache – und die Behandlung der Symptome ausgerichtet ist, beschäftigt sich die pflegerische Perspektive mit der Unterstützung bei den Einschränkungen, die durch die Schmerzen hervorgerufen sind. Es ist daher nur eine Frage von gesellschaftlichem Status, dass die eine Disziplin als anspruchsvoll – und die andere als unanspruchsvoll wahrgenommen wird. Mir persönlich sagt die pflegerische Handlungsperspektive inhaltlich deutlich mehr zu, so wie es auch bei der Mehrzahl meiner KollegInnen der Fall sein wird.
Aus diesem Grund ist es mehr als legitim, dass die Pflege den immanenten Anspruch als eigenständige Profession zu gelten – nicht zuletzt auch im normativen Sinne – einfordert. Denn ein Gesundheitssystem kann erst dann leistungsfähig und bedarfsgerecht sein, wenn seine Akteure die Handlungsperspektiven der jeweiligen Berufsbilder vollständig ausfüllen können – so fern diese an die Bedarfslagen der Bevölkerung adaptiert sind. Und nicht durch Formen von struktureller und institutioneller Gewalt davon abgehalten werden.
Hallo Beatrice,
herzlichen Glückwunsch zu Deinem auf den Nagel getroffenen Artikel!
Ich wünschte mir, dass noch viel mehr Pflegekräfte mit Intelligenz, Herz und Verstand ihre Stimme in die Öffentlichkeit tragen würden.
Wir dürfen nicht zulassen, dass die Pflege wieder auf ein Ansehen des mittleren 19. Jahrhunderts reduziert wird, auf die Zeit vor Florence Nightingale, in der man das Personal von der Straße holte, schlecht bezahlte und gesellschaftlich nicht im Mindesten anerkannte.
Es gibt so viele gut ausgebildete, intelligente, fachlich hochqualifizierte Pflegekräfte. Legt Euch nicht auf den Boden, sondern zeigt Euch, bündelt Euch, erhebt Eure Stimme, steht auf und seid stolz auf Eure Profession!
Ursula Reese