Guckt mal ich war im Fernsehen und wurde von Mario Sixtus angesagt! Whoop-whoop!
Vielen Dank an die Redakteure, die diesen hübschen Beitrag gestaltet haben. Die ganze Sendung gibt es übrigens hier zu sehen:
Ich prokrastiniere. Und mache mir Gedanken.
Ich youtube, also bin ich.
Guckt mal ich war im Fernsehen und wurde von Mario Sixtus angesagt! Whoop-whoop!
Vielen Dank an die Redakteure, die diesen hübschen Beitrag gestaltet haben. Die ganze Sendung gibt es übrigens hier zu sehen:
Mit knapp bekleideten Frauen kann man einfach alles bewerben, sogar Erste Hilfe:
Zumindest über zu wenig Aufmerksamkeit kann sich der Arbeiter Samariter Bund nicht beschweren. Leicht bekleidete Frauen singen und tanzen in seinem neuen Werbeclip und stellen in lasziven Posen Erste Hilfe Maßnahmen dar. Alles natürlich mit einem Augenzwinkern, denn das mit den knappen Outfits und sexy Tänzen ist natürlich nur Spaß und wie immer nicht sexistisch gemeint. Und das bisschen nackte Haut, das ist doch heutzutage kein Sexismus mehr. Es gibt genügend Frauen, die sich von diesem Spot nicht diskriminiert fühlen. Sex sells nunmal. Außerdem geht’s doch um ’ne wichtige Sache, da muss man es doch nun wirklich nicht so genau nehmen. Gerade weil das Thema ohnehin viel zu wenig Aufmerksamkeit in der Gesellschaft bekommt.
Worum ging es eigentlich nochmal in dem Clip?
Und hier sehe ich ein ganz großes Problem: Das Video und wie es gemacht wurde, bekommt eine ganze Menge Aufmerksamkeit und wird nicht zu Unrecht kontrovers diskutiert. Das eigentliche Thema verblasst daneben regelrecht. Was hilft es, wenn Erste-Hilfe-Maßnahmen zu Popsongs besungen werden, wenn die Botschaften nicht hängen bleiben, weil die Liedtexte nicht eingängig sind und weil gerade die Darsteller*innen von ihnen ablenken? Somit wurde das Video zu einem Eyecatcher, der von seinem eigentlichen Thema ablenkt.
„Jemand ne Idee für ne Erste-Hilfe-Werbung?“
„Hmm… Frauen in Unterwäsche?“
„Genial!“— mauerunkraut (@mauerunkraut) 25. Februar 2016
Und Erste Hilfe ist ja nun wichtig genug, dass man sie gar nicht erst „sexy“ machen muss. Im schlimmsten Fall geht es bei Erster Hilfe um Leben und Tod, das ist nicht nur nicht sexy, sondern oftmals auch sehr unappetitlich. Schon mal gesehen, wie ein Mensch an seinem Erbrochenen erstickt? Oder von der Schnappatmung der Partner*in aus dem Schlaf gerissen worden? Oder wenn ein Elternteil auf einer Familienfeier schlagartig mit stärksten Brustschmerzen und Luftnot zu kämpfen hat?
Und ja, die Leute beschäftigen sich viel zu wenig mit Erster Hilfe. Die Mehrheit der Bevölkerung hatte ihren letzten Erste-Hilfe-Kurs zuletzt während der Vorbereitung auf den Führerschein. Und selbst der wird nur gemacht, weil er vorgeschrieben ist. Und gerade in Großstädten ist es immer weniger notwendig den Führerschein zu machen. Heutzutage ist man ja schon froh, wenn überhaupt der Notruf gewählt wird oder wenn Ersthelfer*innen vor Ort in Ruhe gelassen werden. Ich hatte vor ein paar Jahren das Vergnügen, in einer Diskothek eine stark blutende Schnittwunde zu versorgen. Bevor ich kam, standen schon einige Leute etwas ratlos um den Typen, die wurden aber alle sehr schnell zu Notfallexpert*innen, als ich die Erstversorgung übernahm. Bis der Rettungsdienst (der übrigens erst von mir verständigt werden musste) kam, wurde ich belagert mit Ratschlägen und Grundsatzdiskussionen, ob ich überhaupt wüsste, was ich täte.
Diese Geschichte ist natürlich ein Witz, im Vergleich zu dem was Rettungskräfte heutzutage während ihrer Einsätze mitmachen müssen. Sei es, dass sie im Straßenverkehr ausgebremst oder auf Großveranstaltungen beleidigt und angegriffen werden. Das Thema Notfallversorgung in Deutschland hat viele Baustellen und die Bevölkerung muss auch für sie sensibilisiert werden, denn jede Minute kann über Leben und Tod und Folgeschäden entscheiden.
Ob der Clip dazu motivieren wird, sich für einen nicht verpflichtenden und oft auch kostenpflichtigen Kurs in der Freizeit anzumelden? Ich hab da so meine Zweifel. Und selbst wenn: ist es hier wirklich so notwendig, Frauenkörper als Mittel zum Zweck zu gebrauchen? Und was sagt das über unsere Gesellschaft aus, wenn lebensnotwendige Themen nur durch „Sex sells“ Aufmerksamkeit bekommen können?
Sex sells. Das ist unsere Rechtfertigung für alles. Jede Industrie ist Sexindustrie
Ariel Levy
Das Internet ist mal wieder zu Tränen gerührt. Grund ist der Weihnachtsclip den EDEKA letztes Wochenende veröffentlicht hat und über den nun jeder spricht. Dabei auch sehr kontrovers, täuscht der arme alte Mann doch seinen Tod vor, damit seine Kinder #heimkommen. Aber das soll hier nicht Thema sein.
Nun ja, es ist Weihnachtszeit und da sind wir alle emotional sehr empfänglich für Botschaften über Liebe, Freundschaft und Familie. Das weiß auch die britische Ladenkette John Lewis, die bereits seit einigen Jahren sehr bewegende Weihnachtsclips veröffentlicht. Dieses Jahr übrigens auch mit einer Weihnachtsgeschichte über einen einsamen alten Menschen #ManOnTheMoon
Das Thema dieses Weihnachten ist also „Einsamkeit im Alter“. Finde ich gut, denn dieses Thema findet weitaus weniger Beachtung, als es sollte. Und es ist kein privates Schicksal alter Menschen und ihrer meist verstreuten bzw. nicht mehr vorhandenen Familien. Denn dieses Schicksal werden voraussichtlich immer mehr Menschen teilen. Stichwort: demografische Entwicklung. Aber auch: Mobilisierung und Globalisierung unserer Arbeitswelt.
Die Menschen werden älter und ihre Kinder verstreuen sich in alle Winde wenn sie mal aus dem Haus sind. Und sie müssen sich verstreuen, denn der Arbeitsmarkt fordert Flexibilität. Deutschlandweit. Weltweit! Und nicht nur örtlich. Schließlich sollen auch während der Feiertage etliche Dienstleistungen verfügbar sein. Das funktioniert nur, wenn Leute an Feiertagen arbeiten oder wenigstens Bereitschaft haben. Da wird es schwer, ein Familien- und Sozialleben aufrecht zu erhalten, zumindest so wie wir es kennen.
Natürlich spielen beide Videos auch mit unseren Gefühlen. Sehr viele schrieben beim Teilen, dass sie sogar weinen mussten. Und wenn die Geschichten einige Menschen wieder daran erinnert, mal wieder etwas Zeit mit ihren Eltern und Großeltern zu verbringen, dann ist das natürlich schön. Aber dennoch müssen wir uns mehr mit dem großen Ganzen auseinandersetzen. Wie gestalten wir unser Familienleben in der jetzigen Arbeitswelt? Wie gestalten wir die Arbeitswelt in Zeiten von zerstreuten Familien und Freundschaften? Wie bewahren wir alte Menschen vor der Einsamkeit? Wie unterstützen wir sie in ihrem Alltag?
Diese Fragen können wir nicht privat für uns lösen, weil sie jeden von uns betrifft. Früher oder später.