Bis auf Weiteres Oder: Trennungen passieren #kwixileaks

Lassen Sie mich durch, ich will heiraten 

Wenn ich als Scheidungskind eines gelernt habe, dann dass es für eine lebenslange Beziehung keine Garantie gibt.

Kaputtes reparieren, anstatt es wegzuwerfen

Und wenn mich als Scheidungskind eines nervt, dann diese Geschichte von dem alten Ehepaar, das nach dem Geheimnis seiner langen Ehe gefragt wird und in vielen Variationen auf Facebook immer wieder neu gepostet und geteilt wird. Das Geheimnis dieses Ehepaares lautet übrigens: „Wir wurden in einer Zeit geboren, in der wir kaputte Dinge repariert haben, anstatt sie wegzuwerfen.“

Das wird dann immer von allen geliket und kommentiert, wie wahr das doch sei und wie leichtfertig man sich doch heutzutage trennt, anstatt an seiner Beziehung zu arbeiten und die Kinder! denk doch mal einer an die Kinder!!11elf

Scheidungen gelten in unserer Kultur als Makel, wenn nicht sogar als persönliches Versagen (weil man die kaputte Ehe nicht repariert, sondern weggeworfen hat – wie so einen Gegenstand). Eine Trennung ist aber eben nicht das Ende einer glücklichen Beziehung. Glückliche Beziehungen werden nicht beendet. Wenn ein Paar sich trennt, dann war ihre Beziehung nicht mehr glücklich. Eigentlich ganz einfach.

Unglaublich kompliziert und wahnsinnig schmerzhaft

Nicht dass Trennungen etwas Schönes sind. Im Gegenteil, sie können unglaublich kompliziert und wahnsinnig schmerzhaft sein, egal wie unglücklich man vorher in der Beziehung gewesen ist. Und nicht selten ist es die Angst vor so einer schmerzhaften Trennung, warum sich die Menschen eben nicht leichtfertig trennen, sondern sich oft unnötig lange mit einer Situation arrangieren, die sie unglücklich macht.

Wir müssen uns aber nicht mehr zu Hause mit Menschen arrangieren, mit denen wir nicht mehr zusammenleben wollen oder können. Und das ist gut so. Natürlich können wir unseren Beziehungen noch eine Chance geben und versuchen, an ihr und an uns zu arbeiten. Und oft genug klappt das auch. Ob eine Beziehung gerettet werden kann, haben allerdings allein die Beteiligten zu entscheiden. Und wenn in einer Beziehung auch nur einer nicht die Motivation dafür aufbringt, dann wird es zu nichts führen.

Trennungen passieren

Was hat das Thema Trennungen in einer Artikelserie übers Heiraten zu suchen?

Weil Trennungen passieren. Egal ob mit oder ohne Trauschein. Egal ob mit oder ohne Kinder. Das Risiko einer Trennung besteht immer. Und dessen muss man sich bewusst sein, wenn man eine romantische Beziehung eingeht. Erst Recht wenn man sich gemeinsam ein Leben aufbaut und vielleicht auch Kinder bekommt. Und deswegen brauchen wir einen anderen Umgang mit Trennungen.

Viele Probleme, die Trennungen und Scheidungen mit sich bringen, wären vielleicht nicht so gravierend, würde man sie überhaupt vor der Eheschließung mit einkalkulieren. Sei es in Form eines Ehevertrages oder einer Beratung bezüglich Güterstand und Steuerklasse. Und wie sieht es überhaupt später mal in Sachen Elternschaft und Unterhalt aus? Aber über solche Dinge spricht man nicht, wenn eine Hochzeit vor der Tür steht. Da redet man über Kleider, Locations, Blumenschmuck, Gästelisten, Hochzeitsbuffets und Jungesell*innenabschiede (ich bin meiner Trauzeugin übrigens heute noch sehr dankbar, dass sie keinen organisiert hat).

Und wenn es zur Scheidung dann teuer und kompliziert wird – und glaubt mir, es kann unter Umständen über Jahre danach teuer und kompliziert sein – wird man sehr schnell daran erinnert, dass man sich um gewisse Dinge früher hätte kümmern müssen. Tja, nun.

Ich fände es sinnvoll, wenn bereits zur Anmeldung einer Eheschließung Beratungen angeboten werden, in denen sich das Paar informieren kann, welche Angelegenheiten wie geregelt werden können. Und wie sich bestimmte Dinge im Fall einer Scheidung auswirken können.

Drum prüfe, wer sich ewig bis auf Weiteres bindet

Deswegen sollten wir endlich akzeptieren, dass Trennungen passieren und zum Leben dazugehören. Natürlich kann die Lebenspartnerschaft tatsächlich ein Leben lang halten und dies sei auch jedem vergönnt. Aber das Risiko einer Trennung ist in jeder Beziehung gegeben. Genau deswegen müssen wir uns in unseren Partnerschaften mit ihnen auseinandersetzen und für den Fall des Falles vorsorgen. Aber auch als Gesellschaft müssen wir unser Verhältnis zu Trennungen überdenken. (Ganz aktuell können wir zum Beispiel beim Thema Alleinerziehende und Trennungskinder anfangen.)

Und wie läuft das bei #kwixi? Nun, Plan A ist, dass wir miteinander leben, bis dass der Tod uns scheidet. Geheiratet haben wir schließlich nicht zum Spaß. Wir haben uns aber auch klar gemacht, dass es Dinge gibt, die nicht in unserer Hand liegen. Sei es, wie wir uns als Paar beziehungsweise als Individuen weiterentwickeln werden, ob wir Lebenskrisen durchmachen und wie sehr sie unsere Beziehung belasten werden und so weiter. Unser Abkommen „Ehe“ gilt also nicht bis dass der Tod uns scheidet, sondern bis auf Weiteres. Und „Weiteres“ kann passieren. Deswegen haben wir auch einen Plan B, den wir auch an den jeweiligen Stand der Dinge anpassen werden – damit wir beide möglichst ohne unnötige Probleme aus einer möglichen Scheidung herausgehen können. Denn Liebeskummer, das wissen wir beide aus eigener Erfahrung, wäre schon ätzend genug.

Ich bin nicht eure Schwester

Wie ihr vielleicht wisst, lehne ich als Pflegekraft die Anrede „Schwester“ ab. Weil sie weder für das Berufsbild, noch für uns Pflegerinnen zeitgemäß ist.

Wir sind doch nicht mehr im Kloster!

Die Pflege hat sich bereits vor langer Zeit aus der Ordenstradition weiterentwickelt und entwickelt sich noch weiter hin zu einer eigenständigen Profession. Das gilt auch für die Pflegenden selbst, die kein Gelübde mehr ablegen und sich zum Großteil nicht mehr als aufopfernde Diener*innen für die Alten und Kranken verstehen. Sie bekommen für ihre Arbeit ein Gehalt und haben das Recht auf einen verbindlichen Dienstplan und geregelte Freizeit (eigentlich – in der Praxis sieht das bekanntermaßen häufig anders aus).

Es gibt keinen Grund mehr, an der Anrede „Schwester“ (die ohnehin nur für Frauen gilt) festzuhalten. Sie sind Pflegerinnen. Denn Pflege ist das was sie tun und das was sie gelernt bzw. sogar studiert haben. „Schwestern“ sind Ordensfrauen und Diakonissen und nur die sollte man meiner Meinung nach so anreden. Werden ja auch gerne als „richtige Schwester“ bezeichnet, wenn sie als solche in der Pflege sichtbar sind.

Für Männer ist es ganz selbstverständlich „Pfleger“ genannt zu werden, unter anderem weil die „Wärter“-Bezeichnung aus dem Kontext der früheren Psychiatrie-Pflege nun wirklich nicht mehr zeitgemäß ist. Warum sollte das nicht auch für die Frauen gelten?

Ironischerweise wird mir gerade von männlichen Kollegen erklärt, dass sie kein Problem mit der „Schwestern“-Anrede haben (ach, ach!).

Vertrauen oder Vertrautheit?

Und dann soll diese „Schwester“ angeblich Vertrauen in einer Pflegebeziehung vermitteln. Wenn diese „Schwester“ aber so wichtig ist, frage ich mich ob ausgebildete Pfleger kein Vertrauen aufbauen können, oder ob Frauen als ausgebildete Pflegerinnen kein Vertrauen genießen. Und geht es dabei wirklich um Vertrauen in meine Kompetenzen als Fachkraft oder reden wir hier nicht eigentlich von Vertrautheit, weil wir es einfach gewohnt sind Pflegerinnen als Schwestern zu bezeichnen?

Nur noch Pfleger

In journalistischen Berichten über die Pflege kommt die „Schwester“ immer seltener vor. Was ich sehr begrüße. Das ganze hat allerdings eine Kehrseite. Aufgrund der gängigen Praxis des generischen Maskulinums, ist mittlerweile nur noch von „Pflegern“ die Rede. Ich bin mir offen gestanden nicht ganz sicher, ob so auf Dauer nicht die Frauen als Fachkräfte unsichtbar gemacht werden. Abgesehen davon, wird damit auch keine Alternative zur „Schwester“ genannt. Hier weiß ich leider auch keinen anderen Rat, als die Sensibilität für inkludierende Sprache zu fördern und zum Beispiel von Pfleger*innen oder Pflegefachpersonen zu sprechen.

Legt diese antiquierte Anrede endlich ab!

Die allgemeine Berichterstattung ist das eine. Aber nachhaltige Veränderungen müssen wir selbst im Berufsalltag leben. Daher kann ich nur an meine Kolleg*innen appellieren: Stellt euch nicht als „Schwester X“ vor, sprecht nicht von „der Schwester“ sondern vielleicht von eurer Kollegin. Lasst den Titel weg oder stellt euch gleich mit dem Nachnamen vor – und glaubt mir, das macht was mit eurer Haltung und eurer Wahrnehmung auf andere. Und bislang habe ich sogar eher gute Erfahrungen damit gemacht. Selbstverständlich sollte man natürlich das Setting nicht aus dem Auge verlieren – in einigen Bereichen kann es ja tatsächlich sinnvoll sein, sich mit seinem Vornamen vorzustellen.

Aber es wird Zeit die „Schwester“ endlich abzulegen. Ich bin die Schwester meiner Brüder. Nicht die meiner Patient*innen.